Weltbilder · 20. September 2023
Es ist eine der spannendsten Zeiten der Wissenschaftsgeschichte. In der ersten Hälfte des 20. Jhdts. entwickelten sich unabhängig voneinander Quantentheorie und Tiefenpsychologie. Das bedeutete auf beiden Seiten ein Vordringen in eine völlig neue Welt, die des unanschaulichen Mikrokosmos (Physik) und die der unbewussten Innenwelt (Psychologie). Beides eine Grenzüberschreitung, und in beiden Disziplinen wurde das mechanistische Weltbild und die seit Aristoteles geltende Logik überschritten.
Eine einfache Frage, die fast unmöglich zu beantworten ist. Zumindest wenn man von der (vor allem psychischen) Komplexität des Menschen ausgeht. Und davon, dass der Mensch nicht ist, sondern wird.
Wir leben noch im Patriarchat, aber auch schon in einer beginnenden Übergangszeit. Das Patriarchat ist aber nicht bloß eine Sache der Männer, sondern auch die Frauen arbeiten noch an dessen Aufrechterhaltung. Die Überwindung wäre eine Beziehung auf Augenhöhe, dazu müssten Männer wie Frauen ihre Projektionen und deren Folgen überdenken.
Narzissmus und Patriarchat gehören zusammen. In beiden geht es um Macht statt Liebe. Narzisstische Männer verwechseln diese Macht mit Liebe - und sie bringen ihre Partnerinnen dazu, diese Macht ebenfalls als Liebe zu erleben.
Viele kritisieren, dass Narzissmus ein Modewort geworden ist. Wir leben aber auch in einem narzisstischen Zeitalter, nur gibt es da ein Spektrum von völlig normal bis extrem krankhaft. Im Extremfall kann ein Narzisst gar nicht lieben, er weiß gar nicht, was das ist, es geht ihm nur um sich selbst und um Macht über andere.
In Beziehungen wird immer auch projiziert. Projektion ist durchaus positiv und sogar notwendig. Ohne Projektion keine Beziehung. Es kommunizieren zwei Personen mehr oder weniger bewusst, und es kommuniziert auch deren Unbewusstes, Das Unbewusste ist gegengeschlechtlich und daraus entsteht das innere Bild des Partners (Animus), der Partnerin (Anima). Daher kann man am anderen sich selbst kennenlernen. Entscheidend ist, dass Projektion und Realität nicht zu sehr voneinander abweichen.
Spiritualität · 14. Januar 2023
Der Mensch bewegt sich im Spannungsfeld zwischen außen und innen, männlich und weiblich, oben und unten. Das kann zu einer in sich gespaltenen Psyche führen. Der Archetypus des Göttlichen Kindes führt zur Vereinigung dieser äußersten Gegensätze.
Praxis · 29. Oktober 2022
Die Diskussion um Mann und Frau, männlich und weiblich wird heute sehr oberflächlich. Für die einen gibt es nur den männlichen Mann und die weibliche Frau, für die anderen gibt es 37 Geschlechter – das eine ist so unsinnig wie das andere. Das patriarchale Denken – in dem wir heute, ob Mann oder Frau, leben, ist nicht imstande, mit Komplexität umzugehen. Und durch die Verdrängung der Psyche ist ein Verständnis des Symbolischen unmöglich.
Borderline ist eine schwer zu verstehende Persönlichkeitsstörung an der Grenze zwischen zwei Bereichen. Borderline-Persönlichkeiten werden oft von negativen Emotionen übermannt, die dem anderen wie ein Vulkanausbruch erscheinen. Es ist etwas Übermächtiges, „Göttliches“, das ambivalent ist, d.h. Schönes und Schreckliches verbindet. Jung nennt das die Vatergottheit (Jahwe). Die Borderline-Persönlichkeit ist auf der Suche nach dieser ursprünglichen ambivalenten Vatergottheit.
Wir scheinen heute, was die Außenwelt betrifft, in einem technischen Zeitalter, und was die Innenwelt und Beziehungen betrifft, in einem narzisstischen Zeitalter zu sein. In beiden Aspekten geht es um Machen, Macht und Magie. Das ist bestenfalls eine zaghafte Weiterentwicklung, in anderer Hinsicht ein Steckenbleiben in einer frühen Phase der Menschheitsgeschichte und der Individualentwicklung.