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Die Entwicklung und Symbolik von männlich und weiblich

 

Die Diskussion um Mann und Frau, männlich und weiblich ist heute in einer Sackgasse. Für die einen gibt es nur den männlichen Mann und die weibliche Frau, für die anderen gibt es 37 Geschlechter – das eine ist so unsinnig wie das andere. Das patriarchale Denken – in dem wir heute, ob Mann oder Frau, leben, ist nicht imstande, mit Komplexität umzugehen. Und durch die Verdrängung der Psyche ist ein Verständnis des Symbolischen unmöglich. Das aber ist der bedeutsame Hintergrund des Geschlechterverhältnisses…

 

Wenn im Folgenden von männlich und weiblich die Rede ist, dann im psychologischen, symbolischen und archetypischen Sinne. Mann und Frau sind viel komplexer, der Mann hat eine innere weibliche Seite, die Frau eine innere männliche Seite. Und in jeder Beziehung muss Bewusstes und Unbewusstes berücksichtigt werden.

 

Als stimmigeres Grundmuster können wir das chinesische Symbol des Yin und Yang nehmen, Gegensätze, von denen jedes auch das andere enthält. Es ist das Symbol der Einheit und der Gegensätze – oder des Selbst bei C. G. Jung. „Aus eins wird zwei, und aus zwei die zehntausend Dinge“, heißt es im Daoismus. Das heißt, die Dualität, die Gegensätze bringen alle Variationen hervor. So funktioniert unsere Welt der Dualität – von der Materie bis zum Spirituellen. Es braucht daher auch keine 37 Geschlechter, weil aus den zweien alle Variationen – weit mehr als 37 – entstehen.

 

Um aber das Verhältnis von Männlichem und Weiblichen zueinander zu beschreiben, müssen wir die Zeit – sprich Entwicklung – hinzunehmen. Der Kalenderspruch „Es gibt keine Zeit“ trifft ja nicht auf unsere Welt der Erfahrung zu, sondern auf einen Zustand, der noch in weiter Ferne liegt.

(Das Folgende basiert auf dem Buch von Erich Neumann: „Zur Psychologie des Weiblichen“, Fischer Taschenbuch Verlag, 1983).

 

Am Anfang war die ursprüngliche Einheit, in der Mythologie die Große Mutter, die noch beides – Männliches und Weibliches – undifferenziert in sich enthält, symbolisiert auch als Uroboros, der Schlange die sich in den Schwanz beißt und einen Kreis (Symbol der Ganzheit) bildet. In dieser Phase gibt es noch kein Ich und kein Bewusstsein. Ich und Unbewusstes bilden noch eine Einheit. Das weibliche Ich bezieht sich ebenso wie das männliche Ich in diesem Stadium zum Unbewussten als zu einem Mütterlichen (das Matriarchat in der Menschheitsgeschichte). So ist auch das Kind (in der individuellen Entwicklung) noch ungeteilt enthalten in der Mutter, so sind viele (im Sozialen) ohne Eigenes enthalten in einer Gruppe, einem Clan, einer Peer Group usw.

 

 

1.    Das Heraustreten aus der Einheit

 

Diese Beziehung zur Großen Mutter ist für beide Geschlechter die Urbeziehung, mehr transpersonal als personal, geprägt durch den Mutterarchetypus. Und doch ist diese Beziehung bereits – vom Erleben her – differenziert, wird vom weiblichen Kind anders erlebt als vom männlichen. Das männliche Kind erlebt die Mutter als Fremd-Du und als anderes, das weibliche Kind erlebt die Mutter als Eigen-Du und nicht-anderes.

In der Menschheitsgeschichte vollzieht sich die symbolische Trennung des Männlichen vom Weiblichen – in der Evolution der Trennung des Bewusstseins vom Unbewussten.

 

Die männliche Entwicklung

Die männliche Entwicklung geht daher über die Loslösung von der Mutter. Die Urbeziehung zur Mutter muss aufgegeben werden, um die Erfahrung des Anders-Seins zu machen. „Erst die Abhebung von der Urbeziehung und die Objektivierung ihr gegenüber führt zur Selbstentdeckung des Männlichen. Der Sohn muss sich von der Mutter loslösen, um sich selbst zu entdecken.“

Das Verbleiben in der Urbeziehung zur Mutter würde den Sohn sich selbst entfremden, bzw. ihn nicht zu sich kommen lassen. Er muss die Urbeziehung für sich als „falsch“ erkennen, weil sie seine Entwicklung hemmen würde.

(In verschiedenen Neurosen wird daraus die Beziehungsangst, die Angst vor dem Fremden, dem ganz Anderen).

Die notwendige Loslösung führt zu einer stärkeren Isolierung und zu einer Objektivierung. Hier beginnt das Fragmentieren des männlichen Denkens – des Teilchendenkens.

Diese Entwicklung ist aber notwendig, wenn sich das Bewusstsein entwickeln soll. Symbolisch muss sich das Bewusstsein, die Tagwelt, aus der Nachtwelt des Unbewussten herausentwickeln. Ich und Bewusstsein stehen immer unter der Symbolik des Männlichen, während das Weibliche dem Unbewussten zugeordnet ist. Bewusstsein braucht immer ein Gegenüber, ein anderes, ein Nicht-Ich.

 

Das Ich-Bewusstsein trennt, objektiviert – und löst damit alles aus der lebendigen Einheit heraus.

 

Die Entwicklung des Weiblichen

Ganz anders die Entwicklung des Weiblichen, für das die Urbeziehung eine ganz andere Bedeutung hat. Auch das Weibliche muss zu sich kommen, aber Selbstfindung und Urbeziehung können übereinstimmen. Das Weibliche kann in der Urbeziehung verbleiben, sich in ihr entfalten und zu sich kommen. Es muss den Kreis der Großen Mutter nicht verlassen und ist darin nicht sich selbst entfremdet.

Während das Männliche, wenn es in der Ureinheit verbleibt, „kastriert“, d.h. seiner Eigentlichkeit entfremdet und beraubt ist, ist das Weibliche nur fixiert, in einer unreifen Form seiner Eigentlichkeit festgehalten.  Für die Frau ist in diesem unentwickelten Zustand die natürliche Ganzheit immer noch lebendig, während das Männliche schon lange sozial versagen und neurotisch erkranken würde.

Diese Grundsituation des Weiblichen, dass Selbstfindung und Urbeziehung übereinstimmen, gibt ihm von vornherein den Vorzug einer natürlichen Ganzheit und Geschlossenheit, die dem Männlichen abgeht.“

Daher wird für das Weibliche eine Beziehung viel mehr als Identifizierung verlaufen, während für das Männliche Beziehung viel mehr als Gegenübersein erlebt wird.

Deswegen begleitet die Sehnsucht nach der Identitätsbeziehung das Weibliche sein ganzes Leben lang und erfüllt es mit der Tendenz, eine ähnliche Situation wieder herzustellen.“

 

 

2.    Die Phase der Selbstbewahrung

 

In diesem Stadium der Entwicklung bleibt das weibliche Ich mit dem mütterlichen Unbewussten und Selbst verbunden. Darin erscheint eine Matriarchatspsychologie, durch die die Beziehung des Weiblichen zu sich selbst und zum Männlichen in spezifischer Weise bestimmt wird. In der Frühzeit der Geschichte verbleiben die Frauen im Mutterclan in der Einheit mit dem Weiblichen. Dieser Einheit mit dem Weiblichen entspricht eine Abspaltung vom Männlichen und eine Fremdheit ihm gegenüber.

Der Bruder aus dem eigenen Stamm übernimmt die Rolle der geistigen Autorität. Sexuelle Beziehungen bestehen zu Männern anderer Clans, die Fremde bleiben und auch rechtlos und machtlos sind. Oft darf er nur heimlich seine Frau besuchen. In dieser Phase herrscht eine Fremdheit, ja Feindlichkeit zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen.

Jetzt erhält auch die Große Mutter (in Form der Schwiegermutter) einen negativen Aspekt, weil sie die vollständige Begegnung zwischen Männlichem und Weiblichem verhindert. Daher haben die Muttergottheiten auch einen furchtbaren und verschlingenden Aspekt.

 

Eine Frau, die in dieser Phase steckenbleibt, kann eine Beziehung haben, ohne dass diese durch eine bewusste Auseinandersetzung getrübt wäre. Alles ist selbstverständlich und natürlich. Was aber auch besagt, „dass die Frau von ihr selber unbewussten Vorstellungen über das Sein des Männlichen und auch ihres eigenen Mannes erfüllt ist, ohne als Ich und als Individuum das Männliche allgemein und ihren Mann im Besonderen erfahren zu haben.“ Aber die Beziehung einer Frau geht über die Beziehung zu ihrem Partner weit hinaus.

Oft macht in dieser Phase die Mannfremdheit oder Mannfeindlichkeit eine innere Beziehung zum Mann unmöglich. Die Beziehung kann in dieser Phase aber auch auf das Nursexuelle beschränkt bleiben. Das hat seinen Ursprung in der phallischen Betonung des Männlichen im Matriarchat und der dazu gehörenden amazonischen Psychologie.  

Zu den Nebenwirkungen dieser Phase kann auch gehören, dass sich das Weibliche als masochistisch leidend erfährt und das Männliche so auf ein nur Sadistisches reduziert.

 

 

3.    Der Einbruch des patriarchalen Uroboros

 

Im Matriarchat ist die männliche Seite Teil der Großen Mutter, die ja zweigeschlechtlich ist. Das Männliche ist Werkzeug, Helfer und Trabant, und wird als Kind und Jüngling geliebt. Mit dem Einbruch des patriarchalen Uroboros, der nun als männlich erlebten ursprünglichen Ganzheit, wird das Weibliche von einem unbekannt Überwältigenden erfasst, das als ein gestaltloses Numinoses, als Anonym-Transpersonales erlebt wird. In dieser seelisch-ekstatischen Bezogenheit erfährt das Weibliche die Abgründigkeit der eigenen Natur. Die orgiastische Totalergriffenheit hat (anders als die männliche Sicht darauf nahelegen würde) Geistcharakter. Die weibliche Natur kommt ja aus der ursprünglichen bewusst-unbewussten Einheit, die sie nie ablegen muss und die zumindest als Sehnsucht immer gegenwärtig ist.

 

Die ursprüngliche Einheit, die nun als männlich erfahren wird – der patriarchale Uroboros als Mond – zwingt das Weibliche zur Selbstaufgabe, nämlich zur Aufgabe der Selbstbewahrung in der Urbeziehung zur Großen Mutter. In dieser Totalergriffenheit durch das Männliche kann das Weibliche seine Seinsbewahrung der vorhergehenden Phase überwinden, in der Erfahrung der Selbstaufgabe. Die innere Erfahrung des Überwältigtwerdens übersteigt das Bewusstsein des Weiblichen. Es ist eine Geisterfahrung, die nicht von der Sonne (Tag, Bewusstsein, männlich) kommt, sondern mythologisch vom Mond (natur- und körpernaher Geist). Daher versteht das Weibliche nicht bloß mit dem Kopf, sondern mit dem ganzen Körper. Daher ist Geistig-Seelisches beim Weiblichen viel mehr mit dem Körper verbunden als beim Männlichen, bei dem der Körper der Gegensatz zum Geistigen ist.

 

Mythologisch lebt das Weibliche in dieser Phase als die „Tochter des ewigen Vaters“, der als transpersonale Größe erfahren wird. In der Fixierung auf diese Phase kann eine Frau einem großen Mann, Künstler, Seher usw. als Genius, als „Engel“ verbunden sein, als seine Anima leben und dabei ihr individuelles Leben verfehlen. Der Geist-Vater kann immer mehr eine negative Gestalt annehmen als Zauberer, der das Weibliche negativ fasziniert und in Gefangenschaft hält. Da die vorangehende Phase auch noch nicht überwunden ist, nimmt die nun festhaltende Kraft der Großen Mutter ebenfalls negative Gestalt an und regrediert symbolisch zur Hexe, die die Tochter wie im Märchen verzaubert und festhält.

 

Die in dieser Phase aber neue Erfahrung des Geistes kann die Frau auch geist-hörig machen und sich selber so weit entfremden, dass sie die männliche Animus-Seite überentwickelt und sich der eigenen weiblichen Natur entäußert. Und damit hilfloses Opfer des Männlichen wird.

Obwohl das Weibliche die Ur-Einheit nie ganz verlassen muss, muss auch sie zu einer Andersheit kommen und die ursprüngliche Totalität auflösen. Auch sie muss die Entwicklung zum (männlichen) Bewusstsein machen. Beim Weiblichen wird aber „die Ganzheitsbezogenheit niemals durch die Bewusstseinsbezogenheit völlig abgelöst“. Der Ganzheitsaspekt bleibt immer wirksam und lebendig, während er beim Männlichen ins Unbewusste verschoben wird.

 

 

4.    Der Übergang zum Patriarchat

 

Die Selbstwerdung beim Männlichen führt über die Ablösung und Abgrenzung von der Urbeziehung. Das Weibliche muss die Urbeziehung nicht aufgeben, sondern die Entwicklung geht über das männliche Du als des anderen. Neumann macht es überzeichnend deutlich: „…das Männliche hat für das Weibliche vorwärtsdrängenden, das Weibliche für das Männliche rückwärtsbindenden Charakter“. Anders gesagt: Die Begegnung mit dem Männlichen hat für das Weibliche bewusstseinsfördernden Charakter, für das Männliche ist es umgekehrt die Rückbindung an die ursprüngliche und verlorene oder aufgegebene Ur-Einheit, die durch die Bewusstseinsentwicklung ins Unbewusste verschoben wurde.

 

Das Männliche bedeutet für das Weibliche Erlösung zum Bewusstsein,

das Weibliche für das Männliche Erlösung vom Bewusstsein.“

 

Hier liegt der Übergang vom matriarchalen zum patriarchalen Bewusstsein (nicht gesellschaftlich, sondern psychologisch gemeint). Das Weibliche bedarf des männlichen Helden zur Erlösung (zum Bewusstsein). Dies ist eine notwendige Entwicklung. Das Ich muss sich aus dem Unbewussten heraus emanzipieren und sich gegen das Unbewusste und Unpersönliche behaupten.

 

Für das Männliche ist das Weibliche mit den Kräften des Unbewussten verbunden, daher kommt es in dieser Entwicklung zu einer Abwertung des Weiblichen. Die Herauslösung des Bewusstseins aus dem Unbewussten führt zum Selbständigwerden des Bewusstseinssystems mit dem (männlichen) Ich als Zentrum – und damit zu einer Unterdrückung des Unbewussten und seiner größtmöglichen Verdrängung aus dem Gesichtskreis des Ich. Mythologisch kommt es zu einer Entwicklung von der Mond- zur Sonnenmythologie – vom naturhaft-ganzheitlichen Geist zum isolierten bewussten Geist.

 

 

5.    Polarisation und Abwertung

 

In dieser Phase (des Patriarchats) muss jeder der Partner seine Doppelgeschlechtlichkeit (Mann/Anima, Frau/Animus) aufgeben. Der Mann darf nur Mann/männlich sein, die Frau darf nur Frau/weiblich sein – was letztlich widernatürlich ist. Im Patriarchat entspricht das Männliche der Bewusstseins- und Ich-Struktur, während das Weibliche unbewusst bleibt.

 

Der Mann empfindet sich nun als nur männlich und projiziert sein eigenes unbewusstes Weibliches als Anima auf die Frau. Ebenso empfindet sich die Frau bewusst als nur weiblich und projiziert ihre eigene männliche Seite als Animus auf den Mann. Das Ergebnis ist eine Polarisierung des Männlichen und Weiblichen. Die Idealforderung an Mann und Frau besteht in der Identifizierung mit dieser Eindeutigkeit, die eigentlich völlig widernatürlich ist. Ein femininer Mann oder eine maskuline Frau werden nicht mehr als dem Bild des Mannes und der Frau betrachtet und unterdrückt.

 

Diese Sicherheit und Eindeutigkeit unterschlägt die natürliche Zweideutigkeit der Natur, bildet aber eine fruchtbare Gegensatzspannung, die zur Grundlage der patriarchalen Kultur wird. Die wirkt sich aber für die Frau weit ungünstiger aus als für den Mann, der sich ohnehin als isoliertes männliches Ich erlebt. Die Frau aber, die der ursprünglichen Einheit viel näher ist, wird zur eindeutigen Weiblichkeit gezwungen – in einer patriarchalen Kultur, in der das männliche Ich-Bewusstsein dominiert. Daher kann sie ihr Männliches nicht selbst entwickeln und ist dabei auf das Männliche angewiesen. Der Mann hält sich daher für überlegen und sieht das Weibliche als minderwertig an. Daher kommt es zur Gefangenschaft des Weiblichen im Patriarchat und zur Ehe als Harem. Das Weibliche wird damit in seiner Entwicklung gehemmt.

 

 

6.    Seelenverlust des Mannes im Patriarchat

 

Obwohl sich der Mann im Patriarchat als überlegen fühlt, ist die Realität eine ganz andere. Die Anima, das Weibliche im Mann, wird in der patriarchalen Situation ins Unbewusste verdrängt. Er muss seine (unbewusste) Anima auf die Frau projizieren, und mit diesem „Seelenverlust“ ist eine Regression verbunden. „Das Männliche ‚verliert’ auf diese Weise seine ‚Seele‘, und damit unbewusst sich selber an die Frau. Dieser Verlust macht das Männliche seelisch infantil, er macht den Mann launisch, labil, empfindlich und in seinem Gefühl vom Weiblichen abhängig.“

 

Je patriarchalischer und tyrannischer die Persona des Mannes ist,

umso mehr wird er von seiner Anima – von innen her – beherrscht.“

 

Dies führt zu einer seelischen Unlebendigkeit, und „durch diesen Seelenverlust wird die von ihm gestaltete Welt eine patriarchale Welt, welche in ihrer Entseeltheit eine unerhörte Gefahr für die Menschheit darstellt“.

 

Eine andere Form des Seelenverlustes ist die Fanatisierung des Patriarchats, durch die das Weibliche ständig entwertet wird. Das geht bis zur Tyrannisierung und zum sexuellen Missbrauch und Sadismus. Die Frau ist Eigentum des Mannes. Aber auch darin existiert häufig eine psychische Abhängigkeit des Mannes vom dem von ihm beherrschten Weiblichen (Dominanz des Mutterarchetyps). Eine andere Form der Dominanz des Mutterarchetypus ist die Abhängigkeit des Mannes von der Frau als Sexualobjekt.

 

 

7.    Wege aus dem Patriarchat

 

In der Moderne wird die patriarchale Symbiose zweier eindimensionaler Personen nicht mehr als zeitgemäß erlebt und problematisch. Es ändert sich nicht nur die Beziehung zwischen Mann und Frau, sondern auch im Innerpsychischen, indem jetzt die Beziehung des Männlichen zu seinem eigenen unbewussten Weiblichen, der Anima, ebenso wie die des Weiblichen zu ihrem unbewussten Männlichen, dem Animus, in die Bewusstwerdung eintritt. Das ist natürlich mit Übergangsschwierigkeiten verbunden.

 

Neurotisierung ist häufig das Anzeichen dafür, dass wir es mit einem modernen Menschen

zu tun haben, dessen Entwicklung nicht mehr in das alte Kollektivschema passt,

und der deswegen erkrankt oder zu neuen Beziehungsformen getrieben wird.“

 

Hier endet für das Weibliche die Psychologie des Patriarchats, und es beginnt die Psychologie der Begegnung zweier komplexer Individuen auf Augenhöhe, die Psychologie der Selbst-Hingabe und der Individuation, der Selbst-Findung des Weiblichen. Das setzt eine Überwindung der Patriarchatssymbiose voraus. Die kann innerhalb einer Beziehung stattfinden, die patriarchal-symbiotisch begonnen hat, kann aber auch zu einer Sprengung dieser Symbiose und zu einer neuen Beziehung führen.

 

Immer aber in einem psychischen Konflikt, der beide Partner erfassen muss. Denn die Veränderung der Beziehung für eine Frau setzt in jeder Phase immer auch eine entsprechende Wandlung des männlichen Partners voraus. Viele Beziehungskonflikte basieren aber darauf, dass die für einen Partner lebensnotwendige Entwicklung (zu einer neuen Phase des Bezogenseins) durch das Unverständnis des anderen Partners oder durch sein Unvermögen, diese Entwicklung seinerseits mitzumachen, zum Scheitern verurteilt ist.

 

Beide Partner sind als Individuen in der Situation, dass die Kollektiv-Instanzen nicht mehr hilfreich sind, und ein jeweils eigener Weg gefunden werden muss. Dieser Weg führt über die Begegnung und Integration des Gegengeschlechtlichen, der Anima und des Animus. Dies ist für die Frau kurioserweise leichter als für den Mann, weil sie es im Patriarchat schwerer hat als der Mann. Der Mann muss im Patriarchat nur Mann sein, sein (männliches) Bewusstsein entwickeln. Die Integration des Weiblichen ist Privatsache und kommt im Patriarchat nicht vor. 

 

Von der Frau wird von Anfang an gefordert, weiblich und männlich zu sein. Durch die Bewusstseinsentwicklung (Bewusstsein ist männlich) wird die Frau in eine gewisse Selbstentfremdung gedrängt. Die Bewusstseinsentwicklung fordert das sich Gegenüberstellen, Objektivieren, während das Weibliche mehr im Verbindenden, Ganzheitlichen lebt. Dadurch hat sie es einerseits schwerer, andererseits aber die Chance, an der Entwicklung der Gesellschaft mitzugestalten. 

 

 

8.    Begegnung jenseits des Patriarchats

 

In einer echten Begegnung auf Augenhöhe sind Männliches und Weibliches als bewusste und unbewusste Strukturen, als bewusst-unbewusste Ganzheiten aufeinander bezogen (Jungs archetypische Quaternio). Das Bewusstsein und das Unbewusste beider Partner stehen in Beziehung zueinander. Das umfasst die ganze Natur des Menschen, d.h. beim Mann wird nicht nur sein patriarchal männliches Bewusstsein, sondern auch seine weibliche Seite, seine Anima, in Beziehung sein. Die Anima wird nun nicht mehr unbewusst projiziert, so dass der Mann sich selbst (und von seiner Partnerin) als nur männlich erlebt, sondern beide Partner beziehen sich bewusst auf die männliche und weibliche Seite des anderen.

 

Eine Komplikation der Frau dabei ist, dass sie durch das Bewusstwerden der weiblichen Seite des Mannes sich von ihrem männlichen Idealbild verabschieden muss. Die Vielfältigkeit der psychischen Beziehungen zwischen Mann und Frau sind in dieser Phase der Begegnung aber fast unübersehbar.  Aber erst in dieser Phase wird eine wirklich lebendige Beziehung und Gegensatzspannung möglich. Nach Aufgabe der konventionell kollektiven und eindeutigen Scheinform der Persönlichkeit kann es erst zu einer Begegnung zweier Individualitäten kommen.

 

Nun können auch die tiefsten Schichten der Persönlichkeit einbezogen werden, und damit wird das Nur-Individuelle zum Ausgangspunkt für eine Erfahrung des Transpersonalen in sich selbst und im Gegenüber. Dies fällt aber dem Weiblichen, das innerlich nie ganz aus der Ureinheit herausgefallen ist, leichter als dem Männlichen, das sich von Beginn an aus dieser Unreinheit herauslösen und ihr gegenüberstellen musste.

Das wortlose Voneinanderwissen ist, wo es wirklich stattfindet, eine totalere und dem Weiblichen wesentlichere Form des Zusammen als das Sichgegenüberstellen des Männlichen, das im Ich zu Ich, Bewusstsein zu Bewusstsein, sich oft mehr auseinandersetzt als verbindet.“

 

Dieser Gegensatz des männlichen und weiblichen Wesens führt zu vielerlei Beziehungskonflikten – noch kompliziert dadurch, dass auch Anima und Animus in ihre gegensätzliche Beziehung treten. Das Bewusstsein des Mannes ist mehr auf Distanz und Objektivierung aus, seine Anima tendiert aber (innerlich) zu einer emotional betonten Einheit einer Urbeziehung. Die Frau dagegen hat von ihrem Bewusstsein her den Willen zum Zusammen, zum Einssein, kann es aber von innen, von ihrem Animus her, unbewusst torpedieren.

 

In der Phase der post-patriarchalen Begegnung sind aber die Beziehungsprobleme unlösbar mit der Individuation, der Entwicklung zur eigenen Ganzheit verbunden. Beide sind mit ihrer Totalität, dem Bewusstsein und Unbewusstes umfassenden Ganzheit in Beziehung mit sich selbst und mit dem Gegenüber.

 

 

9.    Über das Fremde zum Eigenen

 

Im Anfang leben beide – Männliches und Weibliches – in der Ureinheit der Großen Mutter, die androgyn oder zweigeschlechtlich ist. Sie ist nur deshalb weiblich, weil auch Mann und Frau aus einer Frau geboren werden und zunächst undifferenziert in Symbiose leben. Das Männliche muss sich aus dieser Symbiose mit der Mutter lösen, um zum Eigenen, zum Männlichen zu kommen. Das Weibliche kann zum Eigenen kommen, ohne die Identität mit der (als weiblich erlebten) Ur-Einheit lösen zu müssen.

 

Der Mann erfährt das Weibliche als Fremdes, als Gegenüber, als das ganz andere – projiziert auf eine konkrete Frau. Das Weibliche erfährt das ganz andere als patriarchaler Uroboros, d.h. als die Ur-Einheit, die nun als männlich erfahren wird. Es wird als Numinoses, als Anonym-Transpersonales, Überwältigendes, Eindringendes erlebt. Auch wenn dieses Männliche auf einen konkreten Mann projiziert wird, ist es immer weit mehr als dieser Mann, und hat oft sogar wenig mit diesem Mann zu tun. (Etwas, das z.B. von Narzissten ausgenützt wird, die ihre Partnerin von deren unbewussten – und überpersönlichen – Idealen und Sehnsüchten träumen lassen und sie im Glauben lassen, dass nur er gemeint ist). Andererseits kann das weibliche Erleben aus der Verengung des Nur-Persönlichen zur Erfahrung des Transpersonalen führen. Der konkrete Mann kann Auslöser für überpersönliche Erfahrungen werden; das Persönliche wird zum Archetypischen.

 

Die Einheit sinnlicher und mystischer Elemente ist charakteristisch für die Beziehung zur männlichen Ur-Einheit. Daher ist für eine Frau Sex – wenn sie liebt – viel mehr als etwas Körperliches. Für einen Mann nur dann, wenn er bereits eine Beziehung zu seinem inneren Weiblichen, seiner Anima hat. Wenn nicht, bleibt die Frau für ihn das ganz andere, das Fremde, das sprichwörtliche unbekannte Wesen – das er seelenlos instrumentalisiert. Aber beide sind von etwas fasziniert, das nicht auf das reale Gegenüber beschränkt ist.

 

Im Verlaufe der Individuation nimmt sich das Weibliche in gewissem Maße aus der Beziehung zum äußeren Partner wieder zurück und erfährt auf höherer Ebene die Instanzen innen, die es in dem Beginn seiner Entwicklung hatte aufgeben müssen.“

Was zunächst als Projektion außen erlebt wurde, wird nun innen neu, als die männliche Seite der eigenen Natur erfahren.

 

Der Wandlungsprozess führt zur Begegnung mit dem inneren Männlich-Göttlichen auf erhöhter Stufe, der Geburt des göttlichen Kindes…“

Dies ist eine Wiederkehr der Urbeziehung in einer neuen und höheren Form, der Begegnung mit dem weiblichen Selbst. Mit dem Wiederanschluss an die Große Mutter (nun eins mit dem Großen Vater), als Erdmutter, als Sophia, als weibliches Selbst schließt sich der Kreis zum Ur-Anfang – in der Erfahrung der Ganzheit der Psyche.

 

Immer aber – auch in der männlichen Entwicklung – ist die gegenseitige Bezogenheit das entscheidende Moment. Immer wird das Eigene am anderen erfahren. Am ganz anderen entzündet sich die Entwicklung zum eigenen, in dem sie schließlich in der endgültigen Überwindung der Andersheit mündet.

 

 

10. Die Entwicklung des Bewusstseins

 

Die Evolution der Menschheit wie auch die Entwicklung der Persönlichkeit ist eine Entwicklung zum Bewusstsein. Das bewusste Ich wird aus dem Unbewussten heraus geboren und hat die Tendenz, das Unbewusste zu beherrschen. Was aber letztlich eine Illusion bleibt.

Symbolisch ist das Unbewusste weiblich und das Bewusstsein männlich. Im Matriarchat dominiert das Unbewusste, Ganzheitliche, Weibliche – der Mond-Geist. Das Patriarchat ist nur vordergründig die Herrschaft der Männer, im tieferen Sinne ist es die Dominanz des männlichen Bewusstseins, das sich zum (weiblichen) Unbewussten immer mehr abgrenzt – bis zur Trennung von Bewusstem und Unbewusstem.

 

In diesem Sinne ist das patriarchale Bewusstsein auch eine notwendige Entwicklungsstufe des Weiblichen hin zum männlichen Bewusstsein. Nur wird dasselbe Stadium bei Mann und Frau anders erlebt. Für den Mann führt die Entwicklung zum sonnenhaften Geist, ohne Verbindung zum erdhaften Unbewussten. Das Symbol für den weiblichen Geist ist nicht die Sonne, sondern der Mond. Aus (moderner) männlicher Sicht der Trabant, der sein Licht von der Sonne erhält. Ursprünglich aber der erd- und naturverbundene weibliche Geist oder Sophia.

 

Der Mond-Geist der Frau ist ganzheitlicher, er hat noch Verbindung zur Erde und ist für die Frau teils männlich, teil zweigeschlechtlich. Das Weibliche hat ja die Verbindung zur Ur-Einheit nie ganz aufgegeben. Der Mond-Geist ist eine emotionale, mit der Aktivität des Unbewussten eng verbundene Bewegung. Er ist nicht bloß Ratio und Bewusstsein, sondern umfasst das Gefühlsmäßig-Emotionale, das Dämonische und Erotische, das Erdhafte und Himmlische, das Über- und Untermenschliche, das Außermoralische und Engelhafte, in irrationaler Weise miteinander verbunden. Die Mond-Welt enthält auch die von der Realität und realen Beziehung fortlockende Faszination.

 

In physikalischer Analogie könnten wir sagen, der männliche Sonnen-Geist ist das strahlende Teilchen, der weibliche Mond-Geist ist das allumfassende Feld. Der Mann wäre für die Frau daher das separierte, ganz andere, fremde Teilchen, die Frau wäre für den Mann die als fremd erlebte allumfassende Ganzheit.

 

Das jeweils andere wird auf das Gegenüber projiziert, aber in je anderer Weise. Die Frau projiziert ihren Animus als unbewusste Ganzheit auf den konkreten Mann, der als bewusstes Ich diese Projektion gar nicht erfüllen kann. Das könnte er erst dann, wenn er das Weibliche in sich belebt hätte. Der Mann projiziert seine Anima auf die konkrete Frau, die als unbewusste Ganzheit immer viel mehr ist. Mann verliert dadurch seine Seele (Anima) an die Frau, weil er sich seiner projizierten Anima gar nicht bewusst ist, seine Seele quasi entäußert. Daher sind Machos im Patriarchat „seelenlos“ und das Patriarchat selbst eine seelenlose Gesellschaft. Die mehr ganzheitliche Projektion der Frau geht daher nur zu oft ins Leere, weil sich der Mann als nur bewusst, das Weibliche beherrschend – und oft erniedrigend – erlebt. Und die Sexualität ist für die Frau viel mehr ein inneres Erleben, und nicht so objektbezogen wie für den Mann.

 

 

11.Das Geistige – männlich und weiblich

 

Evolution ist die Entwicklung des Bewusstseins aus dem Unbewussten. Für das Weibliche ist das Bewusstsein das Fremde, ganz andere. Für das Männliche ist das Bewusstsein das Eigene, und das Unbewusste wird zum Fremden, ganz Anderen. Daher geht es für den Mann um die Befreiung zum Bewusstsein, für die Frau um die Befreiung vom Bewusstsein

 

Dahinter steht auch, dass das Geistige für die Frau etwas ganz anderes ist als für den Mann. Das männliche Symbol des Geistes ist die Sonne, das weibliche Symbol des Geistes ist der Mond. Der Mond steht in Verbindung zur Erde, zur Natur, zur Dynamik. Die Sonne steht jenseits der Natur, im Gegensatz zur Erde, und sie ist statischer als der Mond.

 

„In diesem Sinne ist das Mond-Bewusstsein konkreter und der Wirklichkeit des Lebendigen näher,

das patriarchale abstrakter und wirklichkeitsferner.“

 

Das matriarchale Bewusstsein ist realisierend, konkretisierend, einmalig, verbindend und (auf höherer Ebene) wiederkehrend. Das patriarchale Bewusstsein ist abstrakt, allgemein, distanzierend, objektivierend und statisch.

Der Sitz des männlichen Geistes ist der Kopf, der Sitz des weiblichen Geistes ist – nicht der Bauch, sondern – das Herz.

 

Das Weibliche ist in allen entscheidenden Situationen eines Daseins in einem weit höheren Maße als das Nur-Männliche dem Numinosen der Natur und seiner Wirkung ausgeliefert, oder besser, ‚anheimgegeben‘. Deswegen ist seine Beziehung zur Natur und zur Gottheit vertrauter und inniger, seine Verbundenheit mit dem Anonym-Transpersonalen früher vorhanden und tiefer wirksam als die zum persönlichen Mann.“ Das matriarchale Bewusstsein ist mehr am Sinn als an Fakten interessiert und mehr teleologisch orientiert. Dem patriarchalen Bewusstsein geht es mehr um Daten und Fakten und um einem abstrakt-statischen Ist-Zustand.

 

Viele Beziehungskonflikte der heutigen Zeit basieren darauf, dass auch die Frau das patriarchale Bewusstsein entwickeln musste, das aber in Konflikt zum matriarchalen Bewusstsein steht.

Ebenso ist es [das Weibliche] in einer späteren Phase der Übermacht der Liebesbeziehung in ganz anderer Weise ausgeliefert als das Männliche. Deswegen ist dem Weiblichen die männlich-patriarchale Ich- und Bewusstseins-Gläubigkeit fremd, ja, sie kommt ihm ein wenig lächerlich und kindisch vor.“

 

Mit anderen Worten: Das Weibliche und das Männliche sind nicht zwei gleiche Hälften, sondern das Weibliche umfasst mit seiner Naturnähe und seiner Nähe zum Unbewussten und zum Ganzen weit mehr als das Männliche mit seinem sich abgrenzenden und objektivierenden Bewusstsein.

Das Weibliche kann das Männliche in sich aufnehmen, das Männliche kann das Weibliche nur sich gegenüberstellen.

Der Freud’sche Penisneid ist das, was das Patriarchat dem Weiblichen einreden will/muss, weil dem Mann in Wirklichkeit (in seinem fragmentierenden Bewusstsein) viel mehr fehlt als (dem Verbindenden) der Frau… nämlich die Nähe zur Ganzheit.

 

Das Mond-Bewusstsein ist als Mitte der Geist-Welt des matriarchalen Bewusstseins männlich – aber weiblich als höchste Form des weiblichen Geist-Selbst, als Sophia, als Weisheit. Diese Weisheit ist auf das Lebendige bezogen und nicht wie das Männliche auf eine unbezogene abstrakte Gesetzesordnung. Weibliche Weisheit betrifft die unauflösliche und paradoxe Einheit von Leben und Tod, von Natur und Geist, von Zeit- und Schicksalsordnung, von Wachstum, Sterben und Todesüberwindung.

 

Die weibliche Mond-Weisheit nimmt alles in ihre Totalität hinein,

verwandelt es und sich selbst mit ihm.

 

Während das patriarchale Denken die Gegensätze in klarer Trennung gegeneinander stellt, ist das weibliche Denken eines der Paradoxie, das die Gegensätze miteinander verbindet. Daher ist auch die Quantenphysik nur mit dem weiblichen Denken zu erfassen – auch wenn fast ausschließlich Männer sie entwickelt haben – die ihrer weiblichen Seite dadurch nähergekommen sind.

 

Die Falle des weiblichen Bewusstseins ist aber, wenn sie, statt ihre weibliche Natur zu erleben, sie auf die äußere Ebene projiziert. Durch ihre Natur- und Körpernähe erlebt sie im Außen immer noch – wenn auch unbewusst – ihre Beziehung zum überpersönlichen Ganzen. So kann im Körperlichen immer noch die ursprüngliche Ganzheit anklingen, während das männliche Bewusstsein die ursprüngliche Ganzheit nur als seelisches Geschehen erleben kann, nicht als körperliche Konkretheit. Nur wenn das Körperliche zum Seelischen hinführt, kann das Männliche auch das Weibliche in sich entwickeln.

 

Es gibt keine Beziehung ohne Projektion, nur ist die weibliche Projektion etwas ganz anderes als die männliche Projektion. Frau projiziert die nun als männlich erlebte Ur-Einheit, die im konkreten Mann nicht aufgehen kann. Sie erlebt dann viel mehr und viel tiefer als das Konkrete, oder sie erliegt der Illusion, dass der konkrete Mann all das wirklich ist. Doch dann verliert sie sich selbst.

 

 

Während der Mann das eigen Innere (die Anima) auf die Frau projiziert und sich dabei selbst an das Gegenüber verliert und sich selbst entfremdet. Er kann aber an der Frau seine innere weibliche Seite erkennen und integrieren. Erst dann kann er der Projektion seiner Partnerin entsprechen und seine Anima integrieren, so wie sie ihr Männliches integrieren kann – wenn auch er mehr geworden ist als sein Nur-Männliches. So können sie aneinander zu sich selbst und zur eigenen Ganzheit kommen. Dann wird die konkrete zur seelischen Begegnung auf Augenhöhe.