Das Evangelium nach COVID19 oder Denkfehler in COVID-Zeiten

 

Wenn man sich die Diskussionen zum Thema ansieht, dann ist ganz offensichtlich: Es gibt nur Schwarz oder Weiß, COVID-Hysteriker und COVIDioten, Angstschürer und Leugner. Völlig klar ist da nur eines:

Beide Seiten leugnen jegliche Realität.

 

Denn ohne auf das Thema zu schauen: Mit einem simplen Ja oder Nein ist kein einziges menschliches Problem zu lösen. In der Natur gibt es kein Schwarz und kein Weiß, sondern nur Grauwerte. Anders gesagt: Wirklichkeit ist bunt und vielgestaltig.

 

Jedenfalls: Das Thema COVID19 polarisiert, spaltet die Menschen grob in zwei gegensätzliche Lager – und beide gehen an der Realität vorbei.

 

 

 

Was sind so die größten Denkfehler, die jetzt so schmerzlich offensichtlich werden?

 

1. Wahr ist, was meiner Meinung entspricht. Alles, was meine Meinung bestärkt, ist wahr, egal wo es herkommt. Die Quelle ist uninteressant. Die unseriösesten Quellen sind gerade recht, meine Meinung zu zementieren.

 

2.    Alles, was nicht meiner Meinung entspricht, ist Mainstream. Ich bin ja die Elite. Wir sehen mal davon ab, dass dieser „Mainstream“ alles andere als einheitlich ist. Aber das stört nicht, das Wort dient ja nur dazu, alles zu diskriminieren, was nicht meine Meinung ist.

 

3.     Alles Geschriebene, das nicht meiner Meinung entspricht, ist Lügenpresse. Wie ja jeder, der nicht meiner Meinung ist, wissentlich lügt. Dass die Medien immer noch sehr Unterschiedliches berichten, lassen wir mal beiseite. Ich sehe ja ohnehin nur das, was ich sehen will.

 

4.     Wer nicht meiner Meinung ist, ist ein Schlafschaf und muss erst einmal aufwachen. Aufgewacht bin nur ich und meinesgleichen, auch wenn es ein „Aufwachen“ aus dem Tiefschlaf ins Fantasiereich des REM-Schlafs ist.

 

5.     Selbst Wissenschaftler, die nicht meiner Meinung sind, sind Idioten. Ich ignoriere, dass Wissenschaft von verschiedenen Meinungen und verschiedenen Interpretationen lebt, alles andere wäre nicht Wissenschaft. Jeder Wissenschaftler weiß, dass das, was er heute sagt, morgen schon revidiert werden muss.

 

6.     Die Wissenschaftler geben ja Widersprüchliches von sich. Was sie im Jänner gesagt haben, war im April schon anders, und dem widersprechen sie heute… Wäre dem nicht so, wären sie unseriös! Wissenschaft ist kontinuierliche Entwicklung. Wir wussten am Anfang so gut wie nichts, im April schon mehr, und heute noch mehr, aber immer noch viel zu wenig. Wer in Corona-Zeiten seine Meinung nicht mindestens dreimal geändert hat, dem kann man getrost unterstellen, dass er nur an seiner Meinung hängt, und ihm die Realität schnurzegal ist.

 

7.     Die „Maßnahmen“ waren anfangs umstritten, und es war ein Blindflug der Politik, die reagieren muss – dafür ist sie da – ohne sichere Anhaltspunkte dafür zu haben. Auch da gilt: Am Anfang wussten sie gar nichts, dann schon mehr und heute noch mehr. In diesem Bereich geht es aber nicht um „Fakten“, sondern um Prävention. Leider ist es so, wenn Prävention wirksam ist, dann merkt man nichts davon. Vor allem kann niemand sagen, wie die Welt ohne Maßnahmen ausgeschaut hätte…

 

8.     COVID19 ist wieder nur eine andere Form von Grippe, an der jedes Jahr mehr Menschen sterben als jetzt an COVID19. Erstens ist es eine andere Form, weil die Krankheit nicht nur die Lungen, sondern auch die Gefäße und vieles mehr angreift. Was aber das wirklich Gefährliche ist, ist nicht die Krankheit per se, sondern die längere Inkubationszeit, in der jeder unwissentlich andere anstecken kann und so für eine weit schnellere Verbreitung sorgt als das bei der Influenza der Fall ist.

 

9.     Die Masken waren anfangs umstritten, es gab Untersuchungen, die ihre Wirksamkeit belegten und andere, die sie verneinten. So ist das nun mal in der Wissenschaft. Heute wissen wir, dass sie wirksam sind – wenn sie richtig verwendet werden, und auch da nicht 100 Prozent. Aber 100%ige Sicherheit gibt es in dieser Welt für gar nichts.

 

10.  Abstandhalten ist noch am wenigsten bestritten, obwohl sich viele trotzdem nicht daran halten. Daher ist es am gefährlichsten dort, wo das Abstand Halten nicht möglich ist: in den Öffis und in Innenräumen. Im Freien passiert herzlich wenig.

 

11.  Maßnahmen sind wichtig, sie sind allerdings von den Politikern viel zu wenig durchdacht. Es braucht Ausnahmeregelungen, die schwammig formuliert sind und die Bevölkerung ratlos zurücklassen. Das wichtigste zu diesem Thema wäre daher, selbst zu denken, selbst Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur im Wohnbereich – da wissen wir inzwischen, dass uns da auch keine Regierung dreinreden darf, was aber heißt, dass wir das selbst zu verantworten haben, was wiederum Selbstdenken voraussetzt – sondern auch außerhalb. Wer bei Maskenpflicht in Geschäften und Öffis auch auf der Straße Maske trägt oder allein im Auto, der – ist selber schuld. Die Ausgangsbeschränkungen sind derzeit so schwammig formuliert, dass Selbstdenken zur Pflicht wird.

 

12.  Politiker müssten daran denken, dass Pauschalregelungen manchmal ziemlich in die Hose gehen können. Statt alle Geschäfte zu schließen wäre eine Regelung über Kunden pro Quadratmeter sinnvoller. Veranstaltungen pauschal auf z.B. 1000 zu beschränken, ist ebenfalls sinnlos. Dann sitzen in einem Stadion, das 6000 Plätze hat, di8e Menschen weit auseinander, und in einem Theater mit 1500 Plätzen dicht gedrängt wie sonst auch.

 

13.  Über die wichtigste aller Maßnahmen spricht aber kaum jemand: nämlich die Stärkung des Immunsystems. Ein geschwächtes Immunsystem ist die Eingangspforte für das Virus. Das Immunsystem zu stärken, wäre eigentlich das erste und oberste Gebot. Es ist zwar keine Akutmaßnahme, aber mittelfristig das Wichtigste. Dazu gehören die bekannten Präventionsmaßnahmen: Ernährung, Bewegung, nicht Rauchen, wenig Alkohol, Vitamin D, Zink, Selen, vor allem Omega 3, Stressreduktion, Spiritualität.

 

14.  Angesichts dessen eine ganz wichtige Frage: Inwieweit schwächen die – durchaus notwendigen – äußeren Maßnahmen das Immunsystem? Denn da wird wieder etwas Fundamentales sichtbar: In der Medizin, und auch ganz allgemein muss man immer Nutzen und Schaden abwägen. Nichts in der Welt ist nur positiv oder nur negativ. Immer geht es um eine Mischung, und es ist wichtig, auf ein vertretbares Mischungsverhältnis zu schauen. Welche Nachteile nehme ich in kauf um der Vorteile willen? Oder wo sind die Nachteile größer als die Vorteile? Das gilt ganz besonders bei den Maßnahmen, die der Gesundheit dienen sollen und der Wirtschaft schaden, die aber auch psychische Auswirkungen (Depression, Einsamkeit, Empathielosigkeit,…) haben, die heute meist nicht bedacht werden, die uns aber morgen auf den Kopf fallen können. Erschwerend kommt hier dazu, dass wir nie gelernt haben, uns mit uns selbst zu beschäftigen. Die Ausgangsbeschränkungen wären kein Problem, hätten wir das gelernt. Familien und Freunde auseinanderzureißen sollte aber auch keine Regierung ins Auge fassen.

 

15.  Bei genauem Hinsehen wird dieses irreale Schwarz-Weiß-Denken durch das gefördert, was die Japaner das „Entweder-Oder-Denken“ der Europäer nennen. Mit einem Lächeln im Gesicht, weil es das im Osten nicht gibt. Es ist die Aristotelische Logik, die von den Gegensätzen eine Seite eliminieren muss (Satz vom ausgeschlossenen Dritten), was bestenfalls in der toten Materie gilt, aber nicht im Bereich des Lebendigen. Seit 100 Jahren sollten wir aber wissen, dass das nicht einmal mehr in der Physik gilt. In der Psychologie, die dem Lebendigen näher ist, sowieso nicht.

 

16.  Aber das Denken der klassischen Physik ist immer noch das „Mainstream-Denken“, dem BEIDE Seiten unterliegen. Kaum jemand realisiert, dass die Physik selbst dieses Denken schon vor 100 Jahren ad acta gelegt hat. Ein wirklich zeitgemäßes Denken haben wir noch nicht. Es geht bei wesentlichen Fragen somit nie um ein simples und eindeutiges Ja oder Nein, die Realität liegt immer dazwischen

 

17.  Zusammenfassend: Die Politik mag vorgeben, was sie will, das entbindet uns nicht vom selbst Denken und der Selbstverantwortung. Und wenn nur Meinungen nachgeplappert werden, weil sie der meinigen entsprechen, dann mangelt es daran auf beiden Seiten. Egal ob Mainstream oder vermeintliche Elite. Bevor man den Politikern und dem „Mainstream“ schuld an irgendwas gibt, sollte man sich vorher fragen, was kann ich selbst tun und dazu beitragen? Die Verantwortung abzuschieben, ist immer falsch. Sie nur den Politikern in die Schuhe zu schieben auch – auch wenn diese Politiker die ihre nicht wirklich wahrnehmen und es am eigenen Denken auch mangeln lassen.