Patriarchat – 3. Teil oder Warum es keine Machowitze gibt

Eine beliebte Unterhaltung an Männer-/Macho-Stammtischen sind die Blondinenwitze. Die sind tatsächlich zum Brüllen – eine Karikatur der Weiblichkeit. Die Angst vor der (auch inneren) Frau versucht man durch diese Karikatur zu „bewältigen“, eigentlich zu verdrängen. Die Blondine hat alles, was der Mann so braucht, nämlich Schönheit, und es fehlt ihr alles, was der Macho so gar nicht brauchen kann, nämlich Intelligenz.

 

Machos brauchen Frauen, die Macho-Jagdgesellschaft braucht die „Hasen“ und „Gänse“ – man kann sich dann so richtig als Löwe fühlen. Auch Löwen können nichts mit Hasen und Gänsen anfangen, die brauchen schon Ebenbürtigeres, aber gerade das würde einen Macho restlos überfordern. Wozu er die Frau braucht, dazu muss sie schön sein, Intelligenz wäre eher ein Hindernis. Das ist ja auch nicht die Stärke des gelernten Macho….

 

So ist die karikierte Blondine genau das, was der Macho braucht: schön und dumm. Nichts passt besser zum Macho – der ist stark und dumm. Das Pendent zu den Blondinenwitzen sind daher die Machowitze – die es in einem Patriarchat natürlich nicht gibt. Der Macho wäre eine ebensolche Karikatur von Mann – wenn, ja wenn er im Patriarchat nicht die Karikatur, sondern beinahe die Normalität wäre. Daher gibt es im Patriarchat zwar jede Menge Blondinenwitze, aber keine Machowitze.

 

Natürlich gibt es auch Männerwitze. Aber die karikieren nicht dem Macho, sondern den Tölpel, also jenen Mann, der es nicht zur Idealfigur des Macho geschafft hat. Oder das Weichei oder den Softie, der – igitt – Gefühle zeigt. Ein richtiger Mann ist sein adrenalingesteuertes „bestes Stück“ (was Besseres hat er also nicht), an dem das übrige der Vollständigkeit halber auch noch dran ist. Sonst würde ein Dildo auch reichen. Warum Frauen immer wieder auf Machos reinfallen, liegt wahrscheinlich daran, dass sie ihr Ideal von Männlichkeit (Animus) auf diese Karikatur projizieren und die Realität bemerken, wenn es längst zu spät ist.

 

Männer sind eben so (im Patriarchat). Nicht nur im Bett, sondern auch am Stammtisch und in der Firma. Die Idealkarikatur bringt es bis zum Chef, das Unternehmen ist dazu da, Jagd auf Kunden zu machen. Hat der gekauft, ist er uninteressant, wie die Frau nach dem (eigenen) Orgasmus. Die Nebenbuhler, sprich Konkurrenz, muss man ausschalten, notfalls durch feindliche Übernahme. So wie es auch das Meisterstück des Jägers ist, dem besten Freund die Frau auszuspannen. Den Kunden muss man die Bedürfnisse einbläuen, die er sonst gar nicht hätte, so wie man der Frau klarmachen muss, dass sie nichts dringender braucht als einen Supermacho.

 

Die Königsklasse des Macho ist natürlich das Militär. Da sind die Machos unter sich, da brauchen sie gar keine Frauen mehr, da genügen die Blondinenwitze. Die braucht man, um sich zu suggerieren, wie klug man doch selbst ist. Da genügt es, solche Witze zu verstehen, und schon gehört man zur Elite. Da man hier gleichgeschaltet ist, gibt es auch keine Konkurrenz zu fürchten. Andersartig sind nur die Weicheier, und die hat man nicht zu fürchten. Im Gegenteil, die kann man nach Lust und Laune drangsalieren. Es gibt – im Militär – keinen besseren Beweis der Männlichkeit.

Der Macho darf beim Militär nicht nur mit dem eigenen, sondern auch mit phallischen Instrumenten spielen. Und weil hinter dem Machogehabe eigentlich die Angst vor dem Weiblichen (auch in sich) steckt, hat der Macho das Kriegshandwerk zum Computerspiel weiterentwickelt. Jetzt muss er sich nicht mit der Konkurrenz im direkten Kampf herumschlagen – da könnte er ja auch unterliegen, wenn ihm ein noch größerer Macho gegenübersteht – er muss nur noch auf einen Knopf drücken, und die Bombe (das beste Stück des Generals) erledigt den Rest.

 

Außerhalb des Militärs gibt es die Sexshops. Da kann man sich diese Puppen kaufen, die inzwischen schon sehr menschenähnlich sind, damit man sich einreden kann, dass es nicht nur um die Löcher geht. Wer beim Militär war, der weiß, dass sich die Witze dort wortwörtlich auch nur darum drehen. Durch virtual reality Sex gleicht sich das Sexualverhalten endgültig der modernen Kriegsführung an.

 

Aber zurück zum Macho- und Blondinenwitz. Wenn sich das Menschliche so sehr veräußerlicht, dann kommen am Ende immer nur die schöne Dumme und der starke Dumme heraus. Und manchmal hat man den Eindruck, dass ein gewisser Teil des Feminismus nur den Macho nachahmen will. Die Frau soll endlich die Stelle des starken Dummen einnehmen dürfen, dann ist alles gut. Um in der Schublade zu bleiben: Die Frau soll schön (wenn möglich) und (jedenfalls) intelligent sein, um dann die Stelle des starken Beschränkten einzunehmen. Ist damit wirklich etwas gewonnen?

 

Das ist natürlich wieder eine Karikatur, aber was bedeutet denn eine Frauenquote in den Vorstandsetagen? Wir haben dann weibliche Nadelstreifträgerinnen, die zugegeben weit besser sind als ihre männlichen Kollegen, weil es für sie viel schwieriger war, in diese sauerstoffarmen Höhen aufzusteigen, aber sie stabilisieren damit nur die Männerwelt. Das Adrenalin wird durch ein Adrenalinimitat nicht verdrängt, sondern gefestigt. So trägt der „Feminismus“ zum Patriarchat bei, das angeblich beseitigt werden soll.

 

 

Niemand wird über diese Chefinnen Blondinenwitze machen, selbst wenn sie strohblond wären. Aber Machowitze wären (in dieser Männerwelt, in der Wirtschaft, im Militär und überhaupt) mehr als angebracht – aber die gibt es ja in einem Patriarchat nicht…..